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In Brasilien steht den Einwohnern ein kostenfreies Gesundheitssystem zur Verfügung. Das sog. Sistema Unico de Saúde, kurz SUS. Flächendeckend sind diese SUS Stützpunkte in unterschiedlicher Besetzung und Leistungsfähigkeit über dieses riesige Land Brasilien verteilt. In manchen ist nur stundenweise eine Krankenschwester mit oder ohne Arzt tätig, andere sind mit mehr qualifiziertem medizinischen Personal über längere Zeiträume besetzt. Das hängt von Faktoren wie Infrastruktur, Bewohnerdichte, aber auch finanzieller Bereitschaft des jeweilig verantwortlichen Landkreises mit seinem Präfekten ab. Manche Bereiche investieren mehr, andere zahlen nur das notwendigste. Ich hatte die Möglichkeit eine Ärztin in ihrer Tätigkeit in einer ländlichen Gegend über mehrere Tage zu begleiten und Eindrücke über die medizinische Versorgung dort zu erlangen. Region Serra Azul, Staat Sao Paulo. Eine Kleinstadt als Verwaltungssitz mit etwa 15.000 Einwohnern. Darüber hinaus eine hohe Zahl kleiner und kleinster Ansammlungen von Bauernhöfen oder einfachen Häusern. Haupterwerbsquelle Bananen und Zuckerrohranbau.

Immer wieder wird in Fachforen der Begriff des sog. Prolonged Field Care, kurz PFC diskutiert. Dabei wird diese Phase der Verwundetenversorgung oft als weitere, also vierte Phase des Tactical Comabt Casualty Care , kurz TCCC bezeichnet. Nach Care under Fire, Tactical Field Care und Tactical Evacuation Care, käme dann also das Prolonged Field Care. Taktik und Medizin hat sich der Thematik angenommen und die Philosophie einer Versorgung nach PFC mal genauer betrachtet. PFC ist keine weitere Phase des TCCC. Das schon einmal vorweg. Unter PFC versteht sich eine Versorgungspahse, die durchaus im Zusammenhang mit dem TCCC zu sehen ist, aber nicht ausschließlich. Zu komplex sind die Situationen und Verletzungen aber auch Erkrankungen, die zum PFC führen können.

Im Vorgehen des sog. Initial Assesment, also der Untersuchung eines Verletzten von Kopf bis Fuß ,stoßen beide Algorithmen CABCDE oder MARCH unter dem Buchstaben A, auf die Kontrolle und Sicherung der Atemwege. Hierbei ist die Kontrolle der Atemwege von entscheidender Bedeutung. Atmet der Patient überhaupt, sind seine Atemwege (Mund Rachenraum) frei und wie ist seine eigene Sicherung der Atmung. Ist er z.B. bewusstlos, wird in beiden Vorgehensweisen eine Sicherung der oberen Atemwege festgelegt. Da ein OPA (Oropharyngeal Tubus) ein Guedeltubus in der taktischen Medizin auf Grund der schwierigen Sicherung bei der Evakuierung, also dem Patiententransport unvorteilhaft ist,, wird der NPA (Nasopharyngeal Tubus) Wendeltubus empfohlen.

Gute Ideen zu haben, bzw. einen Plan zu entwickeln ist das Eine. Diesen nach außen zu kommunizieren um überhaupt eine Bühne dafür zu bekommen, das Andere. Für viele stellt freies Reden vor großem Publikum, welches noch mit Ranghöheren oder ggf. skeptischen Fachleuten besetzt ist, eine große Hürde dar. In solch einem Plenum sitzen aber die Entscheidungsträger, die Zielgruppe die es zu erreichen gilt. Ich konnte über die Jahre lernen. Viele Vorträge halten und lernen eine Botschaft zu transportieren, was mir zwar nicht immer, aber dann doch sehr häufig gelang. In diesem dargestellten Beispiel ging es um die Notwendigkeit der Öffnung für das Thema des sog. Prolonged Field Care, also einem Maßnahmenpaket von medizinischen und organisatorischen Maßnahmen, abseits der Komfortzone. Ein Vortrag vor Honoratioren des Zentralen Sanitätsdienstes. Das bereits 2016, also einer Zeit in der dieser Begriff in Deutschland noch eher unbekannt war und die Notwendigkeit dazu von den wenigsten erkannt wurde. Prolonged Field Care ist heute, schon auf Grund von Kleinstkontingenten in der Bundeswehr ein Thema das man ernst nimmt. Auch außerhalb der Bundeswehr weckt dieser Begriff großes Interesse ziviler Bereiche. Das Rezept, konzeptionelle Gedanken, gepaart mit Erfahrung, präsentiert mit authentischem Auftreten. Wer sich mehr für das Thema Prolonged Field Care interessiert, kann mich gerne dazu anschreiben.